Die Klatschbasen

 

Zwei Menschen treffen sich am Brunnen
und tun sich schön und wohlgesunnen,
indem mit sammetweichen Tatzen
einander sie das Goderl kratzen
und mit den freundlichsten Manieren
sich Honig um das Mundwerk schmieren.

Am Schlusse dieses Seelenbades
ziehn beide fröhlich ihres Pfades
und treffen jeder einen Freund,
mit dem man sich zum Plausch vereint.
Nun wird der Mensch, der just gepriesen,
der schlimmsten Taten überwiesen
und so viel Dreck auf ihn gehäuft,
dass er vor Schmutz und Unrat träuft.

Moral: Wer Süßholz schabt und kriecht,
ist je und stets ein Bösewicht.

 
 
Sonntagsjäger

 

Zwei Menschen finden sich beim Weine
und zu dem andern spricht der eine:
"Mein lieber Freund! Ich sag es offen,
mir ist's ich hab Sie schon getroffen,
nur weiß ich augenblicklich nicht, wo?"

Darauf der andre bitter sagt:
"Ja, auf der letzten Hasenjagd -
mit einer Ladung - in den Po!"

 
 
Weltgeschichte

 

Zwei Menschen, die des Raufens satt,
da sie zu weiterm Streit zu matt,
die schließen, sehr geschickt verzwackt,
zum Schlusse einen Friedenspakt
und schwören gleich mit hundert Eiden,
für ewig allen Zank zu meiden.

Doch als zu Atem sie gekommen,
ist bald der Streit erneut erglommen
und wieder riecht, trotz Brief und Siegeln,
die Luft verdammt nach dicken Prügeln,
bis beide, all der Schläge müde,
gemeinsam rufen: "Friede! Friede!"

Und wieder wird ein Pakt geschlossen,
mit heißem Siegellack begossen
und - kurz gesagt mit einem Wort
- das geht so weiter usf.

Moral: Du meinst, das sei`n Gedichte?
Du irrst, das nennt sich Weltgeschichte!

 
 
Der Schicksalsschlag

 

Zwei Menschen trifft das gleiche Los:
Sie werden alle Habe bloß
und stehen, was noch nie geschah,
so nackt wie weiland Adam da.
Der eine trägt es mit Humor.
Er kommt sich selber spaßig vor,
bekrittelt sich mit derben Glossen
und schuftet weiter, unverdrossen.

Der andre bleibt in düstren Gängen
des Trübsallabyrinthes hängen.
Das Schicksal, das ihm alles nahm,
macht ihn zudem noch flügellahm.
So hockt er wie ein krankes Huhn,
unfähig, einen Schritt zu tun.

Moral: Das ist des Starken Art;
was ihn nicht umbringt, macht ihn hart.

 

 

   
Zweierlei Mass

 

Zwei Menschen haben unverhohlen
den Nachbarn regelrecht bestohlen.
Des einen Schuld ist zwar nur klein,
man sperrt ihn aber pünktlich ein,
denn nach des Landes Paragraphen
muß man den armen Schelm bestrafen.
Der andre hat mit Gaunerkniffen
zutiefst in jenes Sack gegriffen,
so dass er arm wie eine Maus;
und schau der Dieb geht straffrei aus.

Moral: Man hört mit Recht oft greinen;
man greift und henkt doch nur die Kleinen.

 
 
Paragraphen

 

Zwei Menschen ging es einst zu gut,
da plagte sie der Übermut;
sie schufen lauter Paragraphen.
Seither kann keiner ruhig schlafen.

Moral: Ist einem Esel heiß
so zieht es ihn sogleich aufs Eis.