Türkensturm

1532

Der Türkensturm ist wieder da,
die Glocken wimmern fern und nah:
"Wer fliehen kann, soll fliehen!"
Der Herzschlag stockt, die Menge rennt,
der Türke naht und sengt und brennt.
Die schwarzen Schwaden ziehen.

Die Kasten sind alsbald geleert,
dann wird der ganze Markt verheert;
er loht in düstrem Brande.
Der Türk verschwind't, die Zeit vergeht,
der Herrenmarkt erneut ersteht
in schönerem Gewande.

 
 
Das Kloster

 

Des frommen Stubenberg Bemühn
lässt hier das Kloster rasch erblühn.
In braunen Kutten und Kapuzen,
die Tage mit Gebet zu nutzen
und regeltreu von dem zu leben,
was milde Hände spendend geben,
verbringt der Minderbrüder Schar
getreulich Jahr für Jahr,
bis Kaiser Josef ungeniert
das Kloster säkularisiert.
 
 
Der Rathausturm

 

Altehrwürdig steht er da,
selbstbewusst und lebensnah,
ernst und wissend das Gesicht,
Lorber hat ihn einst erricht't.

Oben thront St. Michael,
blank das Schwert, die Augen hell.
Unterhalb die Himmelsfrau
mit dem Kind in sanfter Schau.
Dann der Kaiser Leopold,
Kunst und Wissenschaften hold.
Und des Stubenberger Bild,
kraftvoll, klug und mild.

Schirm und Hort
für den Ort,
ragt er, stark und breit,
in die Zeit.

 
 
Dienstboten

 

Dienstbotenstand -
mit schwieliger Hand
von früh bis spat
bei nimmermüder Tat.

Dienstbotentreu -
so schlicht und scheu
wie Kornblumen im Roggenfeld,
das reif im Wind sich wellt.

Dienstbotenehr -
wie inhaltsschwer!
Der Herrgott segne den Stand
mit gütiger Vaterhand!

 
 
An der Mur

 

Weiter Himmel, rein und blau,
glitzernd glänzt des Flusses Band.
Links verträumte, stille Au,
rechts gewelltes Hügelland.

Einst hat euch der Fluß geeint,
deutsche Zunge hier und dort.
Heut ist alles fremd und feind,
andre Menschen, andres Wort.

Eine Brücke quert die Mur,
doch des Lebens Pulsschlag fehlt
und es bleibt die Hoffnung nur
auf der Zukunft bessre Welt.

Weiter Himmel, rein und blau.
Glitzernd glänzt des Flusses Bank.
Sanfte Hügel, stille Au -
zwei Gestade, doch ein Land.